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[17.10.2020] Trotz Protestbriefaktion: Vortrag „Satanic Panic in Deutschland“ für die VHS Wiesbaden

Veröffentlicht am 17.10.2020, 09:54 Uhr

Trotz der bemerkenswert unoriginellen Protestbriefaktion (viel mehr als „Copy & Paste“ kam nicht) von Wildwasser Wiesbaden e.V., die wenig überraschend von der esoterikgläubigen Traumatherapeutin Michaela Huber über ihren Mailverteiler - dessen sogenannte „Aufwandsentschädigung“ ihr immerhin 5100 € monatlich einzubringen scheint - initiiert wurde, konnte ich gestern Abend in der Vhs Wiesbadeneine Kurzversion meines Vortrags über die „Satanic Panic in Deutschland“ halten.
Huber wurde in diesem Jahr in der Kategorie „Medizin und Wissenschaften“ für Der goldene Aluhutnominiert.
Ich zitiere die Begründung:
„Hauptvertreterin des Verschwörungsglaubens um satanistische rituelle Gewalt in Deutschland, für ihren Einsatz, die sogenannte „Satanic Panic“, den Ritual Abuse Trope und Mythen über Betroffene der Dissoziativen Identitätsstörung voranzutreiben; sogar soweit, dass der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs des Bundes vom Mythos des Ritual Abuse ausgeht und dies öffentlich kommuniziert“.
Hierzu schreibt Bernd Harderim gwup | die skeptiker-Blog:
Warum Huber die Auszeichnung durchaus verdient hätte, wird auch in dem Fachartikel „Zersplitterung nach Therapie“ von Bianca Liebrand für das
Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. deutlich:
„Neben den nicht wissenschaftlich fundierten Belegen zur Möglichkeit einer künstlich hergestellten DIS sowie zu Techniken zur Fremdkontrolle gibt es noch ein esoterisch geprägtes Bild. Frau Huber beschreibt, mit welchem Phänomen sie „mit großer Selbstverständlichkeit“ umgeht.
Sie glaubt an eine übersinnliche Begabung ihrer DIS-KlientInnen. Zum einen gibt sie an, die übersinnlichen Fähigkeiten im Kontakt mit ihren KlientInnen deutlich spüren zu können, und zum anderen habe sie erlebt, dass die Vorhersagen ihrer KlientInnen tatsächlich zutrafen. Vor allem spüre sie diese enorme Energie, wenn bei ihren KlientInnen „mehrere Personen kurz hintereinander die Kontrolle über den Körper übernehmen.“
Daher gibt sie einen Ratschlag, wie man am besten mit derartigen „Energieverschiebungen“ umgehen sollte: „Wenn ich mich dann deutlich seitlich von der KlientIn platziere und möglichst auch das Fenster öffne, spüre ich, wie der „energetische Sog“, den ich empfinde, nachlässt.““
Professionelle Veranstalter*innen und Veranstaltungsorte lassen sich von den Protesten solcher Personen und ihrer Anhänger*innen eben nicht beeindrucken.
Die einzige hochgradig unprofessionelle und wiederholt zur Äußerung unwahrer Behauptungen - auch im Rahmen von Gerichtsverfahren - neigende Veranstaltungslocation, die sich aufgrund persönlicher Freundschaftsbande von einer solchen Aktion hat beeinflussen lassen, ist der Frankfurter
Club Voltaire:
- Vortrag von Lydia Benecke wegen Esoteriker-Kritik abgesagt:
Frankfurter Club Voltaire verärgert Skeptiker
- Warum der Vortrag „Satanic Panic Reloaded“ im Club Voltaire tatsächlich abgesagt wurde:
Inzwischen bin ich sehr erleichtert, in dieser dubiosen Einrichtung nicht aufgetreten zu sein, da sie im November 2019 auch dadurch Aufmerksamkeit erregte, Antisemitismus eine Bühne zu bieten:
Auch hier wurde wieder gelogen, dass sich die Club Voltaire Balken biegen: Lothar Reininger, der Vorsitzende des Club Voltaire, besaß tatsächlich die Dreistigkeit, sich mit der Ausrede herauszuwinden: „Wir haben dem BDS kein Podium gegeben, es ging um Meinungsfreiheit“. Genau um diese geht es dem - den Namen Voltaires durch seine Namensgebung lächerlich machenden - Club nachweislich nicht. Denn wer Antisemitismus in seinem Haus auf die Bühne stellt, gleichzeitig aber faktenbasierte Aufklärung über einen Verschwörungsmythos, durch den Menschen seit Jahrzehnten geschädigt werden, wegen privater Freundschaftsbeziehungen verhindert, der lügt bei der Berufung auf „Meinungsfreiheit“ ziemlich offensichtlich.
Als peinliches Negativbeispiel wird der Frankfurter Club Voltaire in dieser Geschichte seine Alleinstellungsposition wohl behalten, da ich ansonsten mit professionellen Veranstalter*innen und Veranstaltungslocations zusammenarbeite.
Einige Quellenhinweise zur Thematik der „Satanic Panic in Deutschland“, die ich auch im gestrigen Vortrag thematisierte:
- Im #ferngespräch: „Satanic Panic – Echtes Leiden, falsche Fakten“:
- Skepkon-Video: Der Mythos vom satanisch-rituellen Missbrauch (hier lohnt es sich, die 166 Kommentare unter dem Posting zu lesen!):
- Zersplitterung nach Therapie: Bedenkliche Auswirkungen der „Rituelle Gewalt Mind-Control“- Theorie
- „Rituelle Gewalt in satanistischen Gruppen – ein populärer Mythos?“(Artikel von Andreas Hahn, veröffentlicht im „Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen):
- Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: „Erklärvideo“ des BMFSFJ zur sexualisierten Gewalt gegen Kinder verbreitet Verschwörungstheorie“:
- Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen-Text: False Memory – In der Therapie „wiedergefundene“ Erinnerungen:
- Informationen vom REMID, Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e.V.
- Satanisch-ritueller Missbrauch im Skeptiker: „Es geht nicht um das Bedienen der Glaubensfrage“:
Die „Satanic Panic“, ihre Opfer und die Aufklärung:
- ZDFinfo: „Was ist Satanismus? Über Satanisten gibt es viele Verschwörungstheorien, auch heute noch. Doch was ist Satanismus wirklich?“
- Skepkon-Video (2015): Lydia Benecke über „Satanistenmorde“ und rituellen Missbrauch
- Satanistenmorde bei Hoaxilla (2014):

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